Bei Twitter hakt es gewaltig – Fakeaccounts und verwirrende Ausnahmen (2024)

Fakeaccounts und verwirrende AusnahmenBei Twitter hakt es gewaltig

Twitter entfernt jetzt die bisherigen kostenlosen Verifikationshäkchen. Fakeaccounts etwa von Behörden oder auch dem SPIEGEL zu erkennen, ist nun erheblich schwieriger. Elon Musk selbst stiftet weitere Verwirrung.

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Bei Twitter hakt es gewaltig – Fakeaccounts und verwirrende Ausnahmen (1)

Das Chaos nimmt wie erwartet seinen Lauf: Elon Musks Twitter hat die Verifikationshäkchen entfernt, die früher kostenlos an Prominente und relevante Personen vergeben wurden. Jetzt bekommen nur noch zahlende Abokunden das äußerlich aber gleich aussehende Symbol in ihren Profilen. Ihre Identität wird dabei allerdings nicht eingehend überprüft. Es ist daher für Betrüger und Trolle theoretisch möglich, ein Abo für derzeit rund acht Euro im Monat abzuschließen, den blauen Haken zu bekommen und sich dann im Profil für jemand anderen auszugeben. Der blaue Haken könnte dann Authentizität vorgaukeln.

Unter den Prominenten, deren Accounts bereits das weiße Häkchen auf blauem Hintergrund verloren haben, sind Fußballer Cristiano Ronaldo, die Schauspielerin Halle Berry sowie zahlreiche Musikstars wie Lady Gaga, Beyoncé, Shakira und Justin Timberlake.

Musk zahlt nach eigenen Angaben persönlich für drei Prominente

Zugleich behielten Bestsellerautor Stephen King und Basketballer LeBron James überraschend ihre Verifikationssymbole – obwohl sie zuvor explizit abgelehnt hatten, für ein Abo zu zahlen. Musk erklärte dazu, er bezahle persönlich für genau drei Profile: die von LeBron James, Stephen King und William Shatner.

»The Verge« zufolge hatte James das Angebot von Twitter zwar abgelehnt, die Abokosten zu übernehmen. Der Haken blieb zunächst trotzdem. Stephen King legte Wert auf die Feststellung, dass er kein Abokunde sei. »Gern geschehen«, twitterte Musk zurück.

Die SPIEGEL-Accounts auf Twitter

Der zentrale Twitter-Account des SPIEGEL heißt @derspiegel, existiert seit März 2007 und hat im April 2023 rund 3,1 Millionen Follower. Er trägt derzeit außerdem einen goldenen Haken und ein quadratisches Profilbildchen – die aktuellen Erkennungsmerkmale für verifizierte Accounts von Unternehmen. Weil der SPIEGEL dafür aber nicht bezahlt, wird Twitter diese Merkmale möglicherweise bald entfernen.

Die einzelnen Ressort-Accounts – zum Beispiel @SPIEGEL_Netz (Netzwelt), @SPIEGEL_Wissen (Wissenschaft), @SPIEGEL_EIL (Eilmeldungen) oder @SPIEGEL_Politik (Politikressort) – haben schon jetzt weder Haken noch ein quadratisches Profilbild.

Gefälschte SPIEGEL-Accounts sind möglicherweise an verschiedenen Details zu erkennen:

  • abweichende Namen oder Schreibweisen, einschließlich »Typesquatting«, also etwa dem Einsatz eines großen "I" (i) anstelle des kleinen "l" (L) im Wort SPIEGEL oder spiegel

  • unrealistisch niedrige Followerzahlen

  • Tweets, deren Links erkennbar nicht auf Artikel von SPIEGEL.de führen

Im Zweifel kann ein Gegencheck helfen:

Ganz unten auf SPIEGEL.de ist unser Twitterkonto verlinkt – führt ein Klick darauf auf fraglichen Account?

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Im Erklärtext zu den blauen Häkchen steht, dass der Account für ein Abo bezahle und dass dessen Telefonnummer bestätigt worden sei. Damit erweckt Twitter im Fall von James und King den Eindruck, dass zwei prominente Kritiker des neuen Systems nun doch mitmachten. Zugleich behielten unter anderem Rihanna und Taylor Swift ihre Verifikationssymbole – und äußerten sich zunächst nicht dazu, auf welcher Basis.

Twitter hatte die Symbole ursprünglich eingeführt, damit Nutzerinnen und Nutzer sicher sein konnten, dass sich niemand für Prominente, Politikerinnen oder Sportler ausgibt. Musk behauptete nach seinem Kauf von Twitter für rund 44 Milliarden Dollar, das Verfahren zur Vergabe der Häkchen sei »korrupt« gewesen, die Symbole seien zum Teil willkürlich von Twitter-Angestellten verteilt worden. Das System habe Nutzer in »Lords und Bauern« geteilt, deswegen sollten jetzt alle dafür bezahlen, die einen blauen Haken haben wollen. Dass ausgerechnet Musk selbst eigenmächtig entscheidet, wer ein Häkchen behalten soll, ohne dafür zu bezahlen, scheint ihn nicht weiter zu kümmern.

Haken in drei Farben

Blaue Haken bleiben Privatpersonen vorbehalten, Unternehmen, Organisationen und Regierungsstellen werden künftig durch goldene beziehungsweise graue Haken gekennzeichnet – wenn sie das denn wollen. Denn auch diese Verifikationen kosten, und zwar weitaus mehr als acht Euro. In Deutschland müsste ein Unternehmen jetzt 950 Euro monatlich zahlen, plus 50 Euro für weitere assoziierte Accounts.

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Twitter hat bereits vor Wochen begonnen, erratisch den blauen Haken mit goldenen zu ersetzen – so hatte der zentrale Account des SPIEGEL (@derspiegel) einen goldenen Haken, der Account für Eilmeldungen (@spiegel_eil) allerdings weiterhin einen blauen. Offenbar ist das Entfernen der goldenen Haken komplizierter als gedacht: Stand 21.04. ist @derspiegel weiterhin mit einem goldenen Haken gekennzeichnet – hat aber nicht vor, für das Abo bei Twitter zu bezahlen. Den grauen Haken tragen derzeit auch die offiziellen Konten von Papst Franziskus, US-Präsident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Bundesministerien in Deutschland.

Problematische Fakeprofile und schwierige Verifikation

In der Nacht zum Freitag tauchten bereits erste Fakeprofile auf. So wurde in einem Tweet von @NYC_GOVERNMENT behauptet, das sei der offizielle Account der Stadt New York. Das echte Profil @nycgov hat auch kein Häkchensymbol. Ein Profil mit dem Namen und Foto der Schriftstellerin J. K. Rowling entschuldigte sich für ihre umstrittenen Äußerungen der vergangenen Monate. Beide Fakeaccounts wurden wenig später blockiert.

John Scott-Railton, Sicherheitsexperte am kanadischen Citizen Lab, verwies auf eine ganze Reihe von Behörden und Regierungseinrichtungen, die keinen Haken mehr haben und jetzt entsprechend schwerer als authentisch zu erkennen sind. Darunter befinden sich zahlreiche FBI-Außenbüros und das Programm »Rewards for Justice« des US-Außenministeriums, das Geld für Hinweise auf Terrorpläne gegen die USA in Aussicht stellt.

pbe/dpa

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